Geschichte der Bergtheimer Kerwa

Die Zeit bis 1939 - Vor dem 2. Weltkrieg

Wann fand eigentlich die erste Kerwa in der Bergtheimer Geschichte statt? Diese Frage kann man fast nicht beantworten. Bei diversen Interviews mit einigen unserer ältesten Mitbürger konnten sich selbst Georg Vogel (geb. 1924) oder Hilde Knirsch (geb. 1925) an keine Zeit ohne Kerwa erinnern. Also könnte man davon ausgehen, dass es die Kerwa mit Sicherheit schon seit Anfang 1900 gibt, durchaus aber auch schon länger. Selbstverständlich hat sich die Kerwa mit ihren Bräuchen und Traditionen über die vielen Jahre hinweg stark verändert. Im Grunde wurde das Fest der Feste immer schon vom Wirtshaus ausgerichtet, welches ab 1904 von Johann Paul Dölfel geführt wurde.

Zum Ausschank kam damals das Bier der Brauerei Wettschureck aus Uehlfeld, welche sich in der Hauptstraße 14, direkt in der Kurve befand. Heute ist darin ein Blumengeschäft untergebracht. In der Vorkriegszeit wurde von der Brauerei Wettschureck das Bier noch mit dem Pferdefuhrwerk ins Dorf geliefert. Außer Bier hat man an der Kerwa eigentlich nichts anderes getrunken, maximal einen Zwetschger. Mischgetränke mit Schnaps trank man damals noch nicht.

Auch auf der Speisekarte gab es bei weitem nicht so eine große Auswahl wie heute. Hauptsächlich wurden Brot mit Käse oder Fisch, oder Bratwürste und Schlachtschüssel aufgetischt. Allerdings aßen die wenigsten Bergheimer an der Kerwa im Wirtshaus, da es für viele zu teuer war und man oft zu Hause die Verwandtschaft zum Mittagessen und Kaffee und Kuchen eingeladen hatte. Dieser Brauch hielt sich noch sehr lange und wird auch heute noch von der einen oder anderen Familie zelebriert. Allerdings nicht mehr in dem Umfang wie damals. Als Dank für die Einladung bekamen die Kinder von der Tante oder dem Onkel auch mal ein Zehnerla Kerwageld, worüber sie sich natürlich sehr gefreut haben.

Von Tradition aus bleibt man von der Konfirmation bis zur Heirat bei den Ortsburschen. So wurde das auch damals gehalten, auch wenn das bei manchen ein bisschen länger gedauert hat. Erst in den 1980er bis 1990er Jahren stieg so mancher Ortsbursche noch vor der Heirat aus.

 

 

1939 bis 1944 –  Die Kriegsjahre

Die letzte Kerwa vor dem 2. Weltkrieg dürfte im Jahre 1938 oder 1939 stattgefunden haben. 1938 übernahmen Johann Sebastian und Babette Dölfel das Wirtshaus vom Vater Johann Paul Dölfel. Während des Krieges wurde keine Kerwa gefeiert.

 

 

Von 1945 bis in die 1950er Jahre – Es geht wieder los

Nach dem Krieg ging es 1945 mit ca. 20 bis 25 Ortsburschen wieder los. Hierzu gibt es eine schöne Geschichte von Hilde Knirsch. Als sie am Kerwasonntag 1945 abends zum Tanz hoch auf Kerwa ging, musste sie nach ein paar ausgelassenen Tanzstunden zu später Stunde Bekanntschaft mit dem Gesetz machen. Da kam nämlich kurz vor Mitternacht der Wachtmeister Umbach aus Münchsteinach und setzte Hilde fest, um ihr Alter festzustellen. Er war sich so sicher, dass sie unter 20 Jahre alt ist. Man muss dazu wissen, dass die Polizei damals recht streng war und oft auf Tanzveranstaltungen kontrollierte. Als dann aber kurz darauf Hildes Vater hoch in den Saal kam und der Wachtmeister ihn nach dem Alter seiner Tochter fragte, antwortete dieser: „Warten Sie noch ein bisschen, um 12 hat sie Geburtstag!“ Und dann war es Mitternacht und Hilde wurde 20 Jahre alt.

 

Nach dem Krieg wurde nicht das Bier getrunken, wie wir es heute kennen, sondern das sogenannte „Dünnbier“. Es war eine Folge des Brauverbotes beziehungsweise der Vorgabe zur Reduzierung der Stammwürze des Bieres, das die damalige Militärregierung im Oktober 1945 erlassen hatte. Dieses Bier hatte einen Alkoholgehalt von unter zwei Prozent, da aus den Resten des ersten Sudes noch einmal ein zweiter Sud aufgesetzt wurde. Erst ein paar Jahre später kam das „normale“ Bier.

 

 Auch zur Zeit unserer Groß- und Urgroßeltern war die Kerwa im Dorf schon das Highlight des Jahres. Damals kamen die jungen Leute auch nicht so weit rum wie heute. Meist ging es nur bis in die umliegenden Dörfer. Wenn die Jugend dann aber auf Tanz gelaufen sind, dann gleich mit der ganzen Gruppe von 20 bis 25 Leuten und der Saal war voll. Da waren unter anderem Hilde und Hans Knirsch, Georg Schlegel, Georg Lechner, Elisabeth Ronkel, Rosa Pförtner, Georg Vogel, Rosa „Melber“ Kretzmann, Heinrich und Maria Leistner, unterwegs. Manchmal ging es sogar bis nach Münchsteinach. Der Tanz, oder die „Musik“, wie man heute dazu sagen würde, lief damals natürlich ganz anders ab. Die Männer standen in der Mitte des Saales auf der leeren Tanzfläche. Außen rum standen dann Bänke, auf denen die Mädels saßen und darauf warteten, dass einer der Jungs seinen Maßkrug aus der Hand legte und sie zum Tanzen aufforderte. Dabei waren auch die Männer froh, wenn sie mal sitzen konnten. Wenn man damals auf Tanz gegangen ist, war man immer zu Fuß unterwegs, die schlechten Schuhe an den Füßen und die guten Tanzschuhe in der Tasche. Autos gab es ja noch nicht so viele.

 

Ab den 1950er Jahren wurde dann neben Bier vor allem Raspa gerne getrunken, welches bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen heute immer noch sehr beliebt ist. Auch das Essensangebot wurde langsam vielfältiger. Und eine Zeit lang haben Hans und Elisabeth Lösch vom Dorfladen (heute Badezimmer des Hauses An der Ziegelhütte 9) auch einen kleinen Stand am Wirtshaus aufgebaut, wo sich die Kinder von ihrem Kirchweihgeld eine Kleinigkeit zu Naschen kaufen konnten.

Bis lange nach dem Krieg mussten vor der Kerwa die Frauen tagelang Bündel backen, um diese der Verwandtschaft zu bringen, damit die auch etwas von der Bergla Kerwa hatten. Oft wurde das Gebäck dann in der Huggelkätzn, (ein Holzkorb, den man sich auf den Rücken schnallte) zu Fuß zu den Verwandten gebracht. Zusätzlich wurde die Verwandtschaft oft noch am Sonntag nach Hause zum Mittagessen und im Anschluss zu Kaffee und Kuchen eingeladen.

 

Am Samstag wurde auch schon damals die Fichte aufgestellt. Allerdings wurde die schon Tage zuvor heimlich bei den Bauern im Wald (meist Richtung Reinhardshofen) rausgesucht und gefällt. Da die Bauern aber ihren Wald schon Tage zuvor bewachten, war das nicht immer so einfach. Hatten die Burschen dann aber Erfolg einen Baum zu Falle zu bringen, wurde dieser auf der Schulter ins Dorf getragen und zeitweise die letzten Tage bis zum Aufstellen in der Hecke am Bach bei Monzer versteckt. Da die Burschen schon damals nicht zu den Dummen gehörten, wurde zuvor noch ein Meter vom Stamm weggeschnitten, sodass man den Baum im Bach nicht mehr mit dem abgeschnittenen Stumpf im Wald in Verbindung bringen konnte. Das war auch nötig, da die Bauern gerne mal die Polizei geschickt haben. Nach erfolgreichem Aufstellen war man damals allerdings noch nicht so großzügig mit dem Freibier wie heute. Da wurden vielleicht mal zwei Maßen Dünnbier hingestellt, aber keine ganzen Fässer.

 

Sonntags spielten die Ortsburschen zu Fuß, mit ihrem Maßkrug in der Hand, im Dorf rum. Die Musik war ebenfalls zu Fuß im Schlepptau und sorgte für die musikalische Untermalung der Kerwalieder der Ortsburschen. Ebenfalls mit dabei waren die Kerwasau und der Treiber, die auf der Suche nach einem versteckten Bierfass den einen oder anderen Vorgarten aufgruben. Zum Ende des Umzuges fanden die beiden dann das Bierfass meist in der Nähe des Wirtshauses und es wurde vor dem Wirtshaus so wie heute noch um das Fass getanzt. 

Anschließend spielte die Musik mit den Ortsburschen in den Saal hoch, um den Tanz zu eröffnen. Der übliche Eintritt betrug zu dieser Zeit eine Mark für den Nachmittag und nochmals eine Mark für den Abend. Wenn man nachmittags allerdings sagte, dass man abends auch wieder da ist, musste man nur zweimal 50 Pfennig bezahlen. Die Ortsburschen hatten eine Art Flatrate und mussten nur ca. 5 Mark bezahlen, wodurch sie die ganze Kerwa freien Eintritt hatten. Gegen 18 Uhr war dann mal eine kurze Pause von einer Stunde, wo die meisten nach Hause gingen, um zu essen oder den Stall zu machen. Da kam es dann auch mal vor, dass der eine oder andere im Raspa-Eierlikör-Rausch die Kühe melken musste. Abends ging es dann wieder hoch und es wurde bis in die späten Abendstunden getanzt.

Am Montag ist bis weit in die 1950er Jahre nochmal zu Fuß mit Musik im Dorf rumgespielt worden. Und zwar mit der Huggelkätzn und einem Fass Bier auf einer Holzschubkarre. Huggelkätzn und Holzschubkarre haben immer die Nachwuchsburschen getragen bzw. geschoben. Erstens, weil das natürlich eine Gaudi war, und zweitens, weil die noch Zeit hatten und noch nicht rumspielen mussten. So wurde dann in einer großen Gruppe von Haus zu Haus gespielt. Man ging dann in die Wohnungen oder blieb vor der Haustür stehen und die Bewohner durften sich Lieder wünschen, die die Ortsburschen dann im Zusammenklang mit der Musik einstimmten. Da wurden zum Beispiel Lieder wie: "Und da hemmer wos gricht, do dank mer recht schee, do wol mer des aner johr widder rei geh." gesungen. Da kam es auch mal vor, dass der ein oder andere Ortsbursche mit der Bäuerin tanzte. Als Dank bekamen die Ortsburschen etwas Geld und Gebäck, wie zum Beispiel Kerwakiechle, in die Huggelkätzn. Wenn diese aber voll war, so musste man schnell zum Wirtshaus hoch um diese auszuleeren. Das Geld und Gebäck war auch dringend nötig, da die Ortsburschen damit die Musik bezahlen mussten. Oft waren es aber solche Mengen an Gebäck, das ein Teil davon verfüttert werden musste. Die Musikanten kamen bereits freitags ins Dorf und die, die noch keine Autos hatten, wurden von zu Hause abgeholt. Dann wurden sie das ganze Wochenende bis zum Montag bei den Familien der Ortsburschen einquartiert. Montagabend war dann für die Ortsburschen die Kerwa rum.

In den 1950er Jahren waren bei den Ortsburschen unter anderem Hans „Fidders„ Lechner, Hans Sammetinger, Simon Rost, Hans Dölfel, Fritz Faaz, Leonhard Pförtner, Erich Pförtner, Hans Rost, Willi Faust und Fritz Bierlein. 

Einen Spaß machten sich die Ortsburschen zeitweise daraus, hinter einem Ochsenfuhrwerk einen Holzbalken, auf dem ein Wagenrad befestigt war, herzuziehen. Nun hatten unter anderem Kerwasau und Treiber die Aufgabe, während der Fahrt auf diesem Rad zu sitzen und auf keinen Fall herunterzufallen. Durch die Bauweise drehte sich das Rad wie ein Karussell und es war nicht ganz einfach, das Gleichgewicht zu halten. Außerdem war es sehr gefährlich, da man sich leicht Quetschungen oder Schürfungen zuziehen konnte. Eines Tages ist es dann auch mal passiert, dass der Ochse, als die Musik beim alten Lechnerhaus (heute Eckendörfer Obere Dorfstraße 20) plötzlich mit einem Ständerla begann, durchging und mitsamt dem Wagenrad in Richtung Brunnenberg den Abhang zwischen Schlegel und Sammetinger zur Weiherstraße runtergaloppiert ist. Damals war da nur ein mit Brennnesseln bewachsener Hang. Aber zum Glück konnte man den Ochsen schnell wieder einfangen. 

 

1960er Jahre bis 1968 – Der Aufschwung

In den 1960er Jahren wurde der Umzug am Sonntag durch geschmückte Bulldogs und Themenwägen bereichert - ähnlich, wie wir es heute kennen.  Außerdem kam das Hofmann-Bier nach Bergtheim, was mit großer Freude gefeiert wurde, und langsam kamen Mischgetränke wie Kirschsaft mit Wodka oder Raspa mit Eierlikör auf.

 

Im Jahre 1964 übernahm Margarete Dölfel das Wirtshaus. 1969 heiratete Sie Hans Gugel, der seit diesem Zeitpunkt der Wirt war.

 

An einem Kerwamontag ist  sogar mal ein Pony im Saal vor der Musik gestanden und jeder schaute dumm aus der Wäsche. Das Pony gehörte Hans Wörlein, der es ohne große Mühen die Treppe in den Saal hoch und später wieder runter geführt hatte.

 

Es gab im Dorf einen, der ganz besonders für seinen Spruch „Einst und Jetzt“ bekannt war: das war der Hans Krämer, der den Spruch gerne zu jedem beliebigen Ereignis nannte. Er hatte sich eigentlich zum Ziel gesetzt, eine Chronik mit dem Titel „Einst und Jetzt“ zu schreiben. Da aber nie jemand etwas davon gesehen hatte, bekam er kurzerhand einen Wagen von den Ortsburschen.

  

Eine weitere, lustige Geschichte kann man über Ernst Horn erzählen, der im oberen Stockwerk des Wirtshauses wohnte. Eines Abends, gemütlich bei einem Kerwabier sitzend, fing er eine Maus und warf eine Wette in den Raum: „Ein Maß Bier, dann fress ich se“. Da er die Maus immer nur hochwarf und nur so tat, als würde er sie mit dem Mund fangen, hat niemand daran geglaubt, dass er es wirklich tut. Aber dann hatte er sie plötzlich wirklich im Mund und bekam seine Freimaß.

 

Da die Ortsburschen 1968 aus Personalmangel aufhören mussten, war das dann leider vorerst das letzte Jahr mit aktiven Ortsburschen.

 

 

1969 bis 1975 – Tote Hose bei den Burschen

Da in der „Kerwadepression“ von 1969 bis 1975 nicht genügend Jugendliche da waren und es keine aktiven Ortsburschen gab, musste die Kerwa ohne Ortsburschen gefeiert werden. Daher gibt es in diesen Jahren wenig zu erzählen.

Die Fichte wurde trotzdem von den Älteren aufgestellt, Essen und Trinken konnte man und Musik spielte auch. Lediglich auf den Gesang und den Umzug der Ortsburschen musste man verzichten. Doch auch so konnte man eine schöne Kerwa verbringen.

 

1976 bis 1998 – Die goldenen Jahre

Endlich war es soweit: 1976 ging es wieder voll los. Es gab ausreichend Jugendliche, sodass sich eine Gruppe von 9 Burschen zusammentat, um die Tradition der Kerwaburschen wiederzubeleben. Diese Jubiläums-Burschen, die damals wieder eine inzwischen 40 Jahre andauernde Tradition aufgriffen, waren Rudolf Bierlein, Leonard Eckendörfe, Günter Faaz, Walter Faust, Norbert Heindel, Klaus Körner, Ernst Lechner, Peter Schlegel und Horst Wörlein. Tatkräftig unterstützt wurden sie vom „Kirchweihpolizisten“ Willi. Der alte, groß gebaute und schlaksige Mann, der Knecht beim Viehhändler Prümmer aus Neuebersbach war, wollte an der Kerwa nicht nur unbeteiligt am Straßenrand stehen, sondern aktiv daran teilnehmen. Anfangs war er nur die Kerwasau, doch später war er für die Verkehrsregelung als „Kirchweihpolizist“ mit Hut und Kelle zuständig. Für ein bisschen Spaß mit den Ortsburschen war er auch immer zu haben. Da er allerdings kein Auto hatte, mussten die Burschen ihn zu Hause abholen und später wieder zurückbringen. Bergtheim war dabei auch nicht die einzige Kerwa, auf der er seinen Dienst leistete. 1989 war dann das letzte Jahr, wo er auf der Kerwa aktiv sein konnte.

Ab 1977 holten sich die Bergtheimer Ortsburschen zur Verstärkung noch die Rockenbacher dazu, die bis einschließlich 1980 dabei waren.

Nun wurden viele unbeschwerte Jahre Kerwa gefeiert, ohne dass sich jemand Sorgen machen musste, dass es eines Tages keine Ortsburschen mehr gibt. 

 

Im Amtsblatt von 1980 war beim Kerwaprogramm folgender schöne Spruch zu lesen: „Die bekannten Hofmannstropfen haben zu aller Zeit Krankheit, schlechte Laune und so manchen Kummer vertrieben“.

Am Kerwasamstag wurde nach dem Fällen der Fichte im Wald immer durch die Weiherstraße marschiert, wo dann mehrere Stopps eingelegt wurden. Dort konnte man sich dann mit Bier, Hochprozentigem (gerne auch mal ein Meerrettichschnaps bei Monzers) oder auch mal einem belegten Brot stärken, um die bevorstehende Aufgabe, den Baum an seinen neuen Standort aufzustellen, meistern zu können.

Mit ein Grund, warum die Schilder in den 1980er Jahren so schön waren, ist auch Lothar Knirsch zu verdanken, der die Gruppe stets tatkräftig unterstützt hatte, obwohl er nicht bei den Ortsburschen war. Durch seine künstlerischen Gaben zauberte er das eine oder andere tolle Schild, welches Manchem vielleicht noch heute in Erinnerung ist.

 

1999 bis 2002 – Die zweite Kerwadepression

Gegen Ende der 1990er Jahre wurden die Ortsburschen wiederholt immer älter und immer weniger, ohne dass Nachwuchs nachkam. 1996 fing es langsam an zu kriseln, da wieder ein Ortsbursche aufhörte und es nur noch 8 Mann waren. In der Zeitung war schon zu lesen: „Ob auch im kommenden Jahr wieder ein Umzug stattfindet, ist mehr als fraglich.“ 1997 wurde es erneut einer weniger und es wurden bereits Überlegungen getätigt, die Ortsmadle zu aktivieren. 1998 war bereits ein Rollstuhl auf dem Frontschild aufgemalt und schließlich war es 1999 soweit, dass die Ortsburschen unter dem Motto: „Millenium mit letzter Kraft – Haier häm mers g’schafft!“ und „7 Burschen, 192 Johr, amol muß Schluß sei heier is goor!“, feierten, da sie durch den Nachwuchsmangel am Ende ihrer Kräfte standen. Wenn man der Zeitung Glauben schenken würde, war das das letzte Jahr, da dort geschrieben stand: „Man darf gespannt sein, ob dies der letzte Bergtheimer Kirchweihumzug war“. Als dann im Jahre 2000 Michael Alberti nach der Konfirmation und Tino Eckendörfer (noch ohne Konfirmation) dazu kamen, war wieder ein Lichtblick zu erkennen. Die Altburschen absolvierten noch ihr letztes Jahr unter dem Motto: „Dinosaurier der Kirchweih. Letztes Johr hemmer g’socht es is gor, des wor a Lüch, des is net wohr.“ In der Zeitung war der Spruch zu lesen: „Somit wird es wohl im Millenniumsjahr der letzte Umzug dieser Art gewesen sein.“, welcher aber im folgenden Jahr zerschmettert wurde. Ein großer Dank gilt hier den Burschen von damals, die noch einmal mit letzter Kraft die Kerwa gehalten und die Tradition somit am Leben erhalten haben.

Da 2001 das Wirtshaus aus familiären Gründen die Kerwa nicht organisieren konnte und diese vom Ausfall bedroht war, sprangen der Schützenverein und die Feuerwehr ein, um ein dreitägiges Programm im Saal des Wirtshauses auf die Beine zu stellen. Da auch in diesem Jahr keine weiteren Konfirmanden dazu kamen und Michael Alberti und Tino Eckendörfer zu diesem Zeitpunkt die einzigen Ortsburschen gewesen wären, wurde kurzerhand eine „Kinderkerwa“ ins Leben gerufen, wodurch alle Kinder als Ortsburschen am Wagen bauen und am Kerwaumzug teilhaben konnten. Am Umzug waren es um die 30 Kinder, von denen die jüngsten, die noch nicht so viel laufen konnten, auf dem einen Themenwagen mitfuhren. Die musikalische Begleitung der Kerwalieder übernahm Volker Raab, der ebenfalls noch ein Kind war, mit der Quetschen. Dieses Jahr war übrigens auch das erste mit Ortsmadle, wodurch es genügend Ortsmadle und Burschen waren, um die Kerwa zu bestreiten.

 

Im Jahre 2002 traf während der Vorbereitungen für die Kerwawagen die traurige Nachricht ein, dass der Wirt Hans Gugel verstorben sei und die gewohnte Kerwa ausfallen werde. Die Kerwa wurde dennoch gegen Ende des Jahres in kleinem Rahmen und natürlich ohne Umzug nachgeholt.

 

2003 bis 2013 – Neue Generation

Im Jahre 2003 übernahmen Ruth und Günter Bierlein das Wirtshaus und trugen somit auch wieder die Kerwa aus.

In dieser Zeit bereicherten auch „Johnny Firestone & Balu“ regelmäßig und über viele Jahre hinweg den Kerwasonntag. Durch ihr musikalisches Stimmungsprogramm brachten sie jedes Mal das Publikum im Saal auf die Tische und den einen oder anderen auch mal dazu zur aufblasbaren Gitarre zu greifen und den Saal zu rocken.

Das Wirtshaus und die starke Gruppe von Ortsmadle und -Burschen waren die besten Voraussetzungen, um die Kerwa und ihre Traditionen wieder voll und ganz aufleben zu lassen. Die folgenden Jahre waren wieder „goldene“ Jahre. Es gab ausreichend Nachwuchs, massig Themen für Wägen, meist bestes Wetter und genügend Zuschauer, die sehen wollten, was in Bergla übers Jahr so passiert ist.

2013 war leider das letzte Jahr, in dem die Kerwa vom Wirtshaus ausgerichtet wurde. Hier gilt nochmal ein ganz besonders großer Dank, im Namen aller Bergtheimer Bürger, Vereine und aller Gästen der Bergtheimer Kirchweih, dem Wirtshausteam, das so viele Jahre die Kirchweih für uns alle ausgerichtet hat. Vielen Dank den Familien Dölfel, Gugel, Bierlein und natürlich allen Helfern, die jede Kerwa zu einem Erlebnis für Jung und Alt gemacht haben.

 

2014 bis Heute – Zeltkerwa

Da im Jahre 2013 das Wirtshaus verkündete, keine Kerwa mehr auszurichten, musste schnell ein Rettungsplan her. Da die Bergtheimer immer zum Helfen bereit stehen und genügend gute Ideen haben, war der Entschluss, eine Zeltkerwa auf die Beine zu stellen, schnell getroffen.

Das Programm blieb im wesentlichen identisch, nur die Fichte zieht nicht mehr durch die Weiherstraße, sondern direkt die Obere Dorfstraße hoch, zu ihrem neuen Platz neben dem Bushäuschen, da der alte durch das Zelt belegt ist. Außerdem wurde zur ersten Zeltkerwa auf die gewohnte Musik am Sonntagabend verzichtet, um es etwas ruhiger anzugehen.

Ein bisschen verkürzt wurde die Kerwa allerdings schon, sodass es nun erst am Samstag mit Fichtenaufstellen losgeht. Sonntag ist dann der Kerwaumzug und Montag die Schützenkerwa.

2015 spielte am Samstagabend mit „Fast and Slow“ zum ersten Mal im Zelt Musik.

Die Bar in einer Garage kommt bis heute sehr gut an und die Ortsburschen machen es sich in einem kleinen Zelt neben der Fichte gemütlich, um diese bis in die Morgenstunden vor dem Schälen zu bewahren.

 

2016 - Jubiläum

Im Jahre 2016 feiern wir auch das Jubiläum der Ortsburschen von Bergla, da es das 40. Jahr in Folge mit einem Umzug am Sonntag ist. Da außerdem die Feuerwehr noch das 125-jährige Bestehen feiert, haben wir genug Anlass für ein etwas größeres Fest.

  

Darum wird einen Festkommers abgehalten und der Umzug am Sonntag etwas umfangreicher gestaltet. Hier ist geplant, den Ortsburschenumzug um die Feuerwehren der Gemeinde und ein paar weiterer Themenwagen zu ergänzen. Das übliche Programm, wie Aufstellen der Kirchweihfichte und die Schützenkerwa, werden natürlich ganz normal abgehalten.